Biosfear - Stata Conventiculum - Hintergrundgeschichte

Kapitel 11 - Apanatschi


Geschrieben von Maya

Maya saß traurig am Kolosseum und beobachtete die kräftigen Gestalten die auf dem Weg zum Sportplatz an ihr vorbeizogen. Wie gerne hätte sie doch ihre Freunde bei der Schlacht um die Burgherrschaft unterstützt, aber sie hatte jämmerlich versagt. Immer wieder klappte sie die Flügel um die daran klebenden Kummerperlen abzuschütteln.

Die Biosfer-Götter erlauben in der Schlacht weder, daß sie ihre Vitalität mit einem Gruppenmitglied teilt, noch, dass sie eine ihrer Kreaturen auf die Gegner hetzt. Nicht einmal segnen durfte sie ihre Gefährten. Was nutzt es, einem Menschen sein Magieschild zu schwächen oder einer Kailipton einen Zauberspruch zu verwehren? Sie hatte sich nach Kräften bemüht aber für diese Schlacht braucht es Kraftprotze, keine Seelchen.

Ein Bulkan müsste man sein, oder ein Mensch. Die Kummerperlen übersäten den Boden hinter ihr. Mit hängenden Fühlern, die Flügel zu schwer zum Schweben schritt sie Richtung Asian Bandor, die ihre Sachen verwahrte. Vielleicht konnte ein Blick auf Ihre Schätze sie aufheitern? Und Calimero muss sie ja auch noch aus der Pflege holen.

Um den Wachmann am Hauptplatz hatte sich eine Menschenmenge geschart. "Man muss da doch etwas tun können" - "... wenn sie doch noch lebt ... " - "Der Wachmann soll endlich was unternehmen" - "Hol doch jemand mal den Arzt aus dem Hospital wenn der hier unfähig ist" - Wirre Stimmen, ein richtiger Tumult. Maya trat neugierig etwas näher. Am Boden lag eine junge Bulkan, reglos mit starrem Blick. Ein alter, weiser Kailipton stand neben Maya und murmelte "das ist Spiritagio, niemand kann ihr helfen!" - "Was ist Spiritagio" fragte ihn Maya. "Ihr Geist ist vertrieben worden, vielleicht auch tot. Die Progmare haben viele geheime Zauber." antwortete er ihr. "Man hat sie in Searoost so gefunden. Ein Wunder, daß die Würmer sie nicht gefressen haben. Aber sie stirbt sowieso, eigentlich ist sie schon tot." Maya blickte traurig auf die stattliche reglose Gestalt. Was für ein kräftiges Geschöpf - unrettbar verloren!?

Apartion huschte es durch ihre Gedanken. Ja, das alte Ritual mit dem man den Geist ausstrahlt. Maya fröstelte - ja, sie konnte dieses Geschöpf retten. Der Preis dafür wäre, einen Teil Ihrer selbst aufzugeben. Aber was bin ich denn, ich bin viele, und doch ich. Würde es fehlen, wenn sie einen kleinen Teil in dieses Wesen übertrug?

Maya zog sich etwas an den Rand des Marktplatzes zurück und sandte einen Gedankenschrei an die Gefährten. Bald umringten sie alle.

Maya erklärte ihnen, daß sie einen Teil ihres Geistes absondern wolle um dem reglosen Körper mit neuem Geist zu beleben. Graveworm äußerte Bedenken: "Aber Maya, wir brauchen Dich doch und so stark, wie Du nur sein kannst!" - "Ich gehe Euch ja nicht verloren und ich habe mehr Geist in mir, als ich brauche" Nigel fragte: "Werdet ihr beide gleich sein? Wird das eine Aide in Bulkangestalt? Wird sie herbeirufen oder Axt und Schwert gebrauchen können" Diese Fragen irritierten Maya. Die kleine Bulkan wird nicht anders denken können als sie selbst jetzt, das war ihr klar. Und wenn sie Graves Schlächter so betrachtete, der schwer auf seinem Rücken hing, nun ja, in ihren Gedanken kaum vorstellbar dieses Ding durch die Luft zu wirbeln. Oder auch Legends Axt. Axt noch viel weniger!

"Ich weiss nicht, was sein wird." Maya senkte den Kopf. "Einung und Apartion sind Aiden-Riten. Nie wurden sie auf andere Völker angewendet. Ich kann auch nicht versprechen, daß ich Erfolg haben werde." Erregt zuckten ihre Fühler und sie blickte flehend in Nigels Augen. "Aber wenn ein Teil von mir in ihr ist, dann hat dieser Teil einen kräftigen Körper. Schau sie doch an. Das ist eine wahre Hünin! Stell dir vor, Du hast SIE an deiner Seite bei einer Schlacht! Und nicht nur mich schwachen Gnom!"

Maya schüttelte wieder ihre schweren Flügel dass die Kummerperlen nur so stoben. "Was genau sein wird, das kann ich nicht sagen, aber bitte lasst es mich probieren! Es ist für mich eine Chance, Euch in der Burgschlacht künftig auch zu helfen." Ihre Stimme wurde leise "... und nicht nur dummes Schlachtvieh, wehrloses Opfer für die anderen zu sein." Maya wandte sich ab, blickte über das Wasser und wartete auf das Urteil Ihrer Gefährten.

Diese berieten nur kurz, dann trat Nigel auf den Bulkan zu, der den Kopf der Leblosen hielt und sprach mit ihm. Maya hörte nur Fetzen: "...kleine Chance ... sinnlos ... noch besser als so ..." Ja, ihre Brust hob sich als sie die Hoffnung dieser Worte erkannte. Graveworm hob den schweren Körper der jungen Bulkan auf und brachte sie zu Maya. "Und jetzt? " fragte er. "Ich muss mit Ihr allein sein. Bitte bring sie mit."

Grave trug Maya den Körper nach auf die Überlebensinsel. Dort bettete er sie unter dem Zelt. Auch die anderen waren noch gefolgt. "Wenn ich es schaffe, wenn sie lebt, werdet ihr sie aufnehmen?" Zustimmendes Gemurmel von allen Seiten. "Ach ja, ich werde mich von Ihr fernhalten müssen. Nie darf ich direkt neben ihr abgelenkt werden, sonnst könnte der getrennte Geist den Weg zu mir zurück suchen und ich weiß nicht, ob ich ein 2. Mal eine Apartion schaffe" - "wie wird sie sich nennen, wenn sie kommt?" fragte Nigel. Maya dachte kurz nach. Brutzel hatte ihr eine Geschichte einer Indianerin, einem Halblut erzählt. Die hies Apanatschi. Und da die Apartion sie erwecken sollte, und sie eine Bulkan mit Aidengeist wäre ... "Sie heisst Apanatschi" sagte Maya. "nennt sie Apa!"

"Wir werden sie aufnehmen!" mit diesen Worten drehte sich Nigel, die anderen folgten ihr und Maya machte sich konzentriert an die Arbeit. Sie suchte in ihrem Geist die wildesten Kampfphantasien zusammen und sammelte alles kräftige und vitalisierende an Wünschen und Hoffnungen und bündelte es zu einem Ganzen. Dann verlies sie die Insel, setzte sich auf die Plattform von der aus man ins Wasser stieg und strahlte die gesammelte Geistesenergie auf den leblosen, entfernten Körper.

"Ja, ich bin, ich denke" klang es in Mayas Kopf. Maya konnte die Gedanken von Apanatschi in sich fühlen. "Ich deine auch" kam die Antwort. Maya lächelte. "Ja, ich weiss, was Du denkst, fühle Dich in mir"

"Ich werde als Apanatschi all das tun, was Du als Maya nicht kannst und Du wirst trotzdem dabei sein." Maya´s Wunsch hat sich erfüllt. Nun hat, nein, nun ist sie auch ein starker Kämpfer.