Domäne

FD

[Letzte Aktualisierung: 20.06.2007]

Arbeitstitel: Domäne

Autor: Brutzel

Orionarm der Milchstrasse

Entfernung zu Terra: 1200 Lichtjahre

Sonne: Diablo

Planet: Domäne (2. Planet des Systems)

Kontinent: Mujer

Nationalitätszugehörigkeit: E.G.

Außenposten der Euro-Raumstreitkräfte "ERK".

 

[----------------------][Protagonisten][-------------------------]

Stammbesatzung:

Captain Cat "Vamp" Engel
(indiablo ForenAccount: Schwarzer-Engel)



Leutnant Babs "Pipa" Poi
(indiablo ForenAccount: pipapoi)



Sergeant Reeba
(indiablo ForenAccount: Reeba)



Private Nazgul
(indiablo ForenAccount: Lazy Nazgul)



Private Iceman
(indiablo ForenAccount: Iceman)



Private Orthegha
(indiablo ForenAccount: Orthegha)



ChefKoch Lars Ru
(indiablo ForenAccount: OnkelRu



Captain S. "Monski" Simonska
(indiablo ForenAccount: Simonska)



Colonel Wicked
(indiablo ForenAccount: ColonelWicked)



Lieutenant Boodee
(indiablo ForenAccount: Boodee)



TechFirstClass Lee "Sweet" Devil
(indiablo ForenAccount: Sweet Devil)



Tech Blue Wulv
(indiablo ForenAccount: BlueWulv)



Tech Igor Brutzel
(indiablo ForenAccount: Brutzel)



TMD Pat (TechMittlerenDienstes)
(indiablo ForenAccount: TMD)



TMD Stef (TechMittlerenDienstes)
(indiablo ForenAccount: TMD)



[----------------------][/Protagonisten][-------------------------]


Einleitung

 

 

Es wird wohl immer eine Zeit geben, wo sich Kolonisten von ihrer Heimat abwenden und eigenständig sein wollen. So auch in dieser Geschichte.

Die politische Lage auf der Erde ist wie eh und je zerstritten. Es gibt einige Machtblöcke, die sich nicht mal “die Wurst auf dem Brot“ gönnen.

 

Die Staaten der Erde besitzen zusammen 31 Kolonien, wobei sich die 13 Ältesten von der Erde gelöst haben. Dieses war vor 12 Jahren geschehen. Die Staaten der Erde schickten eine Strafexpedition. Sie konnten sich aber nicht auf einen Oberbefehlshaber einigen. Die überheblichen Befehlshaber rechneten nicht mit der hartnäckigen und andauernden Gegenwehr der Kolonisten. Die Strafexpedition wurde dementsprechend ein Fiasko. In all den Jahren kam es immer wieder zu “Grenzzwischenfällen“. Diese Kolonien können es wirtschaftlich, wissenschaftlich und auch militärisch mit der Erde aufnehmen. Sie haben den Vorteil, dass sie unter einer gemeinsamen Führung stehen und nicht, wie auf der Erde, in Einzelstaaten aufgesplittert sind, die selten einen Konsens erlangen.

Die abtrünnigen Kolonien sind, mit Ausnahme der Japaner, von allen Machtblöcken. Das japanische Kaiserhaus schickt sich erst an, eine Kolonie zu gründen. Einer der 6 Planeten ist von ihnen zur Besiedlung vorgesehen.

 

Die Erde ist ein Machtblock in der bekannten Milchstrasse. Ein weiterer Machtblock sind die ehemals 13 Kolonien, die ein eigenes Reich gegründet haben. Dieses Reich wird Natscho genannt, deren militärische Macht nicht zu unterschätzen ist. Die Einheiten von Natscho sind in zwei Blöcken unterteilt.

Sie bestehen aus den Sp.A.M.E.R.’n (Angriff) und den De.P.N. (Verteidigung).

 

Bei den Streitkräften von Natscho gibt es nur einen General.

Es ist Lord Zeel, der Herrscher von Natscho.

 

Die Flottenbefehlshaber sind sämtlichst im Range eines Colonel, vergleichbar mit Kriegsherren und Fürsten des Mittelalters.

Es gibt sechs Colonel, die jeweils eine Flotte befehligen. Die Colonel haben zudem die Herrschaft über jeweils eine der Kolonien als Lehen vom Lord erhalten.

Die restlichen Kolonien stehen unter seiner direkten Einflussname.

 

Wir befinden uns auf dem Planeten Domäne im System der Sonne Diablo. Im Zuge der menschlichen Expansion ist dieser Planet für die Kolonisation vorgesehen. Die Kolonisierungsanstrengungen gehen von der Europäischen Gemeinschaft aus, die einen kleinen unterbesetzten Außenposten auf dem Planeten&xnbsp; etabliert hat. Sofern die benötigten Mittel durch den Rat freigegeben werden, siedeln sich hier 5000 Menschen an. Nach und nach werden weitere Siedler eintreffen. Nach insgesamt Zehn Jahren soll eine Mindestzahl von 50000 erreicht sein, aber bis dahin ist es noch ein langer Weg. So ist der Plan und wir sind hier, um die Vorarbeit zu leisten. Die Nachttemperatur fällt derzeit auf 10°C. Tagsüber steigt sie bis auf 22°C. Das nennt man hier Winter. Im Sommer können es des Nachts 25°C und des Tags 45°C werden.

Der Planet “Domäne“ ist einer von 6 Planeten, die zur Zeit mit einem Außenposten besetzt sind. Es ist geplant, hier Kolonisten anzusiedeln. Dazu muss aber die Grenze weiter gesichert und die benötigten Gelder bereitgestellt werden, was auch Zeit und Planung kostet. Der Planet hat nicht die Priorität in der Europäischen Gemeinschaft, da man nach dem Verlust von zwei Kolonien vorsichtig geworden ist.

 

Zum Außenposten gehören die Kaserne der Infanterie, ein Munitionsdepot und ein kleiner Raumhafen, der Platz für das Versorgungsschiff bietet. Dort ist eine Raumjagdstaffel stationiert. Das sind 8 veraltete Maschinen, die von Cpt. Simonska befehligt werden. Sie ist dem Kommandierenden Offizier des Außenpostens - Captain Engel - unterstellt.

 

 

 

I

 

 

Lars Ru sah sich um. Er hatte ein Geräusch gehört.

Babs sah ihn verwundert an. „Hast Du was?", fragte sie verschmust.

„Nein, es ist nichts. Nur hier im Lager scheinen Mäuse zu sein.", tat er das Geräusch ab und wand sich ihr wieder zu.

„Wenn Du nachher kommst, habe ich ein feines Essen für dich. Nicht dieser Alltagsfraß, den wir andauernd zubereiten.“, flüsterte er ihr ins linke Ohr und knabberte dann an dem Ohrläppchen.

Sie riss sich los. Das Knabbern konnte sie jetzt nicht vertragen.

„Es tut mir Leid, Schatz. Ich muss jetzt leider zum Dienst.", sagte die lockige Schönheit ausweichend.

„Schade! Ich müsste ja auch zum brutzeln, aber für dich hätte ich noch Zeit gefunden." Lars lächelte seiner 1,63m großen brünetten Freundin schmachtend nach, die ihm einen Kuss zuhauchend, durch die Tür verschwand.

„Weit ab vom Leben und ich treffe meinen Engel.", sagte er leise zu sich selbst.

 

Sie kam, wie ich auch, mit dem letzten Versorgungsschiff, welches vor 3 Monaten auf Domäne eintraf.

Es kam wie ein Blitz über sie. Jedenfalls dachte ich, ich hätte da einen ’Einschlag’ gesehen. Ein lächeln umspielte meine Lippen. Natürlich würden jetzt viele behaupten, dass es keine Liebe auf dem ersten Blick gibt, aber bei diesen beiden war dem so.

 

Ich kann für vieles, aber dafür kann ich nichts.&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;

 

Oh... Sie fragen sich jetzt, wer ich bin? Nun ja, ich bin Igor Brutzel, 37 Jahre alt, zu klein für mein Gewicht&xnbsp; und Techniker im Außenposten. Wir sind hier, um die Software für die Stationscomputer zu erneuern und ein Sicherheitssystem zu Installieren.

Wir sind sechs Techniker, die von der Verwaltung geschickt wurden, um die Arbeiten zu erledigen. Das dauert eigentlich nicht sonderlich lange, aber das Versorgungsschiff hat einen 6 Monatsturnus. Mit der eigentlichen Arbeit sind wir fertig und nun sitzen wir hier gelangweilt vor den Monitoren und nehmen so am Leben in der Anlage teil.... sozusagen. Das von Ru erwähnte Geräusch war die Kamera, die ich ein wenig in ihre Richtung geschwenkt hatte. Dieses Rascheln war ein Gimmick, der mir hier eingefallen ist. Das war eine der Neuerungen in dem Posten. Überall sind Kameras installiert, die von einem Posten Überwacht werden. Derzeit läuft die ’verlängerte’ Testphase, um mögliche Fehler aufzuspüren.

Der Captain der Station war zwar ordnungsgemäß darüber informiert, dass wir fertig waren, aber es war ihr anscheinend egal, ob wir etwas zu tun haben, solange die eigentliche Arbeit, weshalb wir hier waren, getan wurde.

Anscheinend......

Inzwischen war Sie aber der Meinung, dass auch Techniker ihr Schießtraining aufzufrischen haben. Manchmal frage ich mich, was in ihrem Kopf vorgeht. Wir Techniker gehörten nicht zur kämpfenden Truppe und brauchten keine Auffrischung, aber wir gehörten dem Militär an und so hatte sie als Kommandierender Offizier die Befugnis, uns das Training zu Befehlen.

 

Eigentlich ist das Training Sinnlos, aber hier ist sie „Gott" und was „Gott“ sagt.....

 

Wobei wir es mit unserer Göttin gut getroffen haben. Sie ist immer wieder eine Augenweide. Ein feingeschnittenes Gesicht mit hohen Wangenknochen. Lange schwarze Haare, die sie meistens als Fuchsschwanz zusammengebunden hat. Augen, die so manchen Mann in Hormonschwierigkeiten bringen kann und einen Körperbau mit einem süßen Hintern, wo Männeraugen ein Abonnement haben.

Lassen wir lieber die Schwärmerei. Lt. Poi war unterwegs, das war auch für mich das Zeichen zu gehen.

Wir müssen dieses Training hinter uns bringen und hoffen, dass es schnell geht.

 

Meine Kollegen waren schon anwesend. Ich lächelte Lt. Poi zu.

„Wenn Sie wüsste...", kam es mir beinahe laut über die Lippen.

Sie konnte mein lächeln nicht Deuten und wandte sich ihrer Aufgabe zu.

Was nun folgt, ist eigentlich immer und überall gleich. Das ewige Gelaber über die Wichtigkeit von Training und die ständige Wachsamkeit im Dienst.

 

Was sollen wir Techs damit anfangen?

 

„Äh entschuldigen Sie bitte.", fing ich an.

Lt. Poi hielt inne und sah mich missbilligend an.

„Ja? Name? Was wollen Sie?", blaffte sie mich an.

„Mein Name ist Brutzel, Igor Brutzel. Ich frage mich, warum wir die gesamte Packung bekommen. Ich meine, reicht es nicht, dass wir schießen müssen? Diese Einführung, die sie natürlich wunderbar machen, ist nichts für uns. Wir sind nicht 'die kämpfende Truppe'...."

„Ja ja, noch was?", unterbrach sie mich mit einer genervten Nuance in ihrer Stimme.

„Ich installiere Waffen, warum sollte ich damit umgehen können?", kam es provozierend von mir.

Alle Blicke hatten mich zum Ziel.

Ihre Augen wurden schmal, als sie sagte „Das können Sie ja dem Feind sagen, wenn er vor ihnen steht. Und nun ab in die Reihe und zuhören.".

Noch gab ich nicht auf. „Wenn er das in den nächsten drei Monaten tut, dann haben Sie versagt." Ich lächelte sie an.

„Das hätte nichts mit Versagen zu tun. Es kommt auch immer auf die etwaigen Aggressoren an. Und nun halten Sie mich nicht auf. Sie sind hier, um etwas zu lernen.", mit einer fuchtelnden Handbewegung schloss sie das Thema.

„Na wenn Sie das sagen.", kam es wiederwillig von mir und ich reihte mich ein.

Ich ergab mich in ihren Worten und ließ es über mich ergehen. In solchen Augenblicken frage ich mich, wieso ich beim Militär bin. In der Wirtschaft wäre mein Verdienst wesentlich besser gewesen, aber schwache Momente hat jeder einmal. Meiner war, als eine Beziehung beendet wurde und ich das Ende der Welt vor Augen hatte. Da war eine Unterschrift schnell geleistet. Im Nachhinein sage mir natürlich, dass nicht alles so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird.

 

Ja, ich hätte Koch werden sollen.

 

Bei diesen Gedanken rollten meine Augen, das von Lt. Poi registriert und mit einem leichten Zucken der Augenlider quittiert wurde. Ich setze ein Grinsen auf und nickte ihr zu. Meine Gedanken schweiften ab. Irgendwie bekam ich kaum etwas mit. Mein Vater lag mir damals schon in den Ohren, dass es bei mir links rein und rechts raus geht, wenn man mir was sagt und ich es nicht hören wollte. So auch jetzt. Nennen Sie es ruhig bockig. Ich strebe nach der perfekten Ignoranz.

 

Doch ein Mann wird darin nie so gut wie eine Frau sein.

 

„Kommen wir nun zum Schluss... ", fing Lt. Poi das Ende des Vortrages an. Meine Aufmerksamkeit stieg wieder an und streckte mich bei ihren letzten Worten.

„Morgen werden sie dann die erste Trainingstunde haben. Wir treffen uns zum aufwärmen um Null Achthundert. Das übliche, wie Traininganzug und Sportschuhe setze ich voraus."

Ich riss meine Augen auf. „Äh, Leutnant?" Ich sah ihr in die Augen. „Ich denke mal, dass sie wissen, dass wir hier zum Arbeiten sind und nicht, um Sport zu treiben. Es ist ja schon eine Zumutung, hier ein Schießtraining zu absolvieren. Nun auch noch Sport?"

 

„Sie haben vorhin nicht zugehört? Ich erwähnte, dass es einen netten Techniker gibt, der mich dazu bringt, dass sie hier alle einen Infanterie-Grundkurs bekommen. Sie sind bei der Armee und haben somit auch die Pflicht, Kampfbereit zu sein. Ich halte nichts vom 'Grünen Tisch' - Gerede. Wir sind hier weitab von Verstärkung und sitzen alle in einem Boot. Und seien sie mal ehrlich zu sich selbst. Sie sehen aus, als wenn sie lang, sehr lang keinen Sport mehr hatten.", meinte sie geringschätzig und blickte demonstrativ auf meinen Bauch. Bei diesen Worten bemerkte ich die finsteren Blicke einiger meiner Kollegen... und ihrer Bäuche..&xnbsp; und ich wurde etwas kleiner.

 

Manchmal hasse ich meine Art.... und Frauen in Uniform.

 

Der Rest des Tages ging mit Motzen und Fluchen weiter. Es ist nicht weiter erwähnenswert, das sich mir einiges von meinen Kollegen anhören durfte. Dieses Kapitel überspringe ich lieber.

In der Kleiderkammer deckten wir uns mit den erforderlichen Kleidungsstücken ein. Der weibliche Corporal, an der Kleiderausgabe, überreichte uns die Sachen mit einem breiten Grinsen und wünschte uns viel Erholung. Ich nahm mir vor, sie über die Kameras zu erwischen. Es wird sich schon noch eine Kamera finden, die ich bei ihr einbauen kann.

 

Gucken Sie doch nicht so. Ich bin auch nur ein Mensch und will ein klein wenig Rache üben. Nennen Sie es 'die Rache des kleinen Mannes’.

 

 

 

II

 

 

0800 Uhr

 

Laufen, laufen, laufen und das alles ohne Player. Sagt man nicht, dass mit Musik vieles besser geht? Wieso lässt uns die Irre nicht das alles mit Musik ertragen? Das nächste Mal nehme ich ihn mit. Komme, was da wolle.

Ich habe keine Kondition, japste nach Luft. Nach 10 Minuten bin ich am Ende meiner Kräfte und will nur noch Ruhe. Zu allem Übel sind wir auch noch die morgendliche Belustigung der Stammbesatzung. Wir ernten Blicke des Frohsinns und Grinser der Genugtuung. Ich weiß gar nicht, was daran so lustig sein soll, wenn sechs Männer hinter einer aufreizenden Frau hinterher stolpern.

 

Na in Ordnung, ein wenig schon, muss ich zugeben.

Unser 'nach Luft hecheln' könnte man auch anders deuten.

 

„Müder Haufen!! Zack Zack!! Ihr habt zu lange zu gut gelebt. Nun ist Zahltag!!", sie joggte dabei rückwärts und war immer noch schneller als wir mit unseren rasselnden Lungen.

„Morgen Früh ist Treffen um Null Sechshundert", kam es lachend und ich drückte gedanklich die Pistole auf sie ab. Man sah es ihr an, welch einen Spaß sie hatte.

Aus den Augenwinkeln nahm ich Cpt. Engel wahr, die uns lachend anblickte.

Was fiel ihr ein, ihrer Stellvertreterin das durchgehen zu lassen? Oder sollte das von ihr kommen?

„Im Moment sterbt ihr und das solltet ihr genießen, weil man so etwas nicht oft erlebt.", rief uns die kommandierende Offizierin hinterher. Umstehende Soldaten fingen schallend an zu lachen.

Es kam von ihr. Oh ja, es kam von ihr. Sie scheint, wie Lt. Poi, dem Sadismus zu frönen.

 

„Und es gibt Momente, wo ich Götter hasse.", stieß ich leise hervor.

 

Das Martyrium dauerte länger als Lt. Poi es geplant hatte. Sie konnte nicht damit rechnen, dass die Techs weit jenseits der normalen Konstitution waren. Sie nahm sich vor, das mit Cpt. Engel abzuklären. Angesichts der schlechten Verfassung, änderte sie ihr Vorhaben. Die würden aber später mit angehängt werden.

„O.K., ihr nassen Säcke. Ich bin lieb zu Euch. Die letzten 5 Kilometer auf meinen Plan verschiebe ich. Seid mir Dankbar.“, grinste sie auf die Techs herab, die völlig geschafft vor ihr im Staub lagen.

 

Ein Soll ist ein Soll und soll so sein. Sagte ich schon, dass ich sie hasse?

 

 

 

Wie wohltuend doch das Duschen sein kann, wenn man dabei nicht in der Nähe dieser Drachen sein muss. Dabei wäre eine Dusche mit einer Frau ein schönes ausklingen vom Sport. Ich drehte bei diesen Gedanken schnell das kalte Wasser auf.

Nachdem wir uns den Schweiß abgewaschen hatten, gingen wir mit hängenden Mägen zur Messe, um uns zu stärken.

Chefkoch Ru hatte sich übertroffen und sorgte mit seinem Essen für bessere Stimmung. Er kann aus dem Massenfraß immer wieder neue Kreationen zusammenstellen. In deren Beziehung kann wenigstens einer Kochen.

Ich blickte Blue an. „Also auf dem Flug zur Domäne war Poi aber echt umgänglicher. Was hat die nur geritten?“

„Nein, das muss ’wen’ heißen. Die brät uns doch andauernd einen über.“, lachte er mich an und wir restlichen Techs stimmten mit ein. Galgenhumor kann doch auch so schön sein.

 

Ein Trio aus grinsenden Soldaten setzte sich zu uns an den langgestreckten Tisch.

„Na ihr geilen Techs, Sie hat’s euch echt gegeben.", kam es laut von einem Private.

Lautes Lachen aller Orten. Mit dem Organ könnte er gut einen Offizier abgeben.

Ich sah zu dem Verursacher meiner Ohrenschmerzen und konterte.

„Euch hatte sie als Vorspeise. Wir sind der Hauptgang und liegen ihr schwer im Magen."

Pvt. Iceman lachte uns lauthals ins Gesicht.

„Träumt weiter.", unterbrach er sich.

„Die hat einen Kuhmagen und ihr seid nur einige Grashalme."

Die beiden Anderen stimmten wieder in sein lachen ein.

 

Wo kamen diese Bauern nur her?

Die Infanterie. Im allgemeinen Sprachgebrauch nur Schlammhüpfer genannt, ist bei den ERK-Streitkräften ’das Mädchen für alles’.

Hier sieht man, dass nicht alle Schlammhüpfer die Hominisation (Entwicklung bis zum heutigen Menschen) geschafft haben.

Pvt. Orthegha, ein 1,94m dunkelhaariger Riese, schaufelte sich beim lachen die Erbsen in den Mund und verschluckte sich prompt, hustete sie aus und einige trafen Blue und mich, was uns nur weitere Lacher einbrachte. Meine Stimmung sank tiefer und tiefer.

„Entschuldigt den Erbsenerstschlag von Orthi.", lenkte Pvt. Nazgul, ein mittelgroßer dunkelblonder Mitteleuropäer, die Aufmerksamkeit auf sich.

Wir waren eigentlich zu kaputt, um eine körperliche Auseinandersetzung anzufangen.

Drei gegen Sechs, na mal sehen.

„Es ist schon O.K.. Wir wissen ja, von wem es kommt.", erwiderte ich provozierend.

Wir Techniker sahen uns an und nickten grinsend.

 

Es gehört schon ein Mindestmaß an Intellekt, hinter meine Anspielung zu kommen.

Ich sag es ja..... Bauern.... denn sie lachten weiter, als wenn ich nichts gesagt hätte.

Wir nahmen das Lachen hin, aßen auf und gingen in unsere Unterkünfte.

„Auf die drei Grobmotoriker müssen wir achten.“, kam es von Blue.

„Wieso? Hast du das nicht gesehen? Das sind drei Spargeltarzane, die ihr Leben Verfluchen.“, erwiderte Stefan, ein 19 jähriger, schlanker AsTech, mit dunklen lockigen Haaren.

„Das sind drei durchtrainierte grobmotorische Spargelstecher, die uns sechs einfach umnieten und dabei zu ende essen.“, sagte ich, im nachhinein, erkennend. „Dankt Gott dafür, dass ihre Zerebralisation nicht sonderlich ausgeprägt ist, ansonsten wäre das eben anders ausgegangen. Ich hätte uns in Teufels Küche gebracht.“

„Mal wieder.“, seufzte Steffen.

 

Der Auftrag hatte zu schön angefangen.

Die Eintönigkeit in einem kleinem technischem Labor zu entrinnen.

Mein Vorgesetzter fragte mich dreimal, ob ich das wirklich wollte. Ich sagte jedes Mal, dass das mein Wunsch sei und ich mich auf die neue Aufgabe freue. Was sollte ich denn sonst sagen? Es stimmte ja auch. Endlich raus aus dem muffigen Büro.

Abwechslung, kein Alltag mehr. Es gab Extrabesoldung und ein 'Abenteuer' auf einem fremden Planeten.

 

Das erste Mal weg von der Erde und nun das dicke Ende.

 

 

Ein langes dickes Ende.

 

 

Ein fast dreimonatiges dickes Ende.

 

 

Zum Glück bin ich mit dem nächsten Versorger hier weg.

 

 

Dann lache ich.

 

 

 

III

 

 

„Du bist zu lieb zu ihnen, Pipa", kam es vorwurfsvoll von Cpt Engel.

„Noch ja, ich will sie ja nicht gleich völlig demoralisieren. Wann sagst du es ihnen?", Lt. Poi goss sich einen Tee ein und drehte sich zu ihr um.

„Ich denke, dass sie es noch früh genug erfahren.", sprachs und lächelte sie ihre Stellvertreterin an.

Blue und ich saßen seit einiger Zeit im Überwachungsraum und wurde bei den Worten hellhörig. Was werden wir erfahren? Die Boxen habe ich bei den letzten Worten aufgedreht, um ja nichts zu versäumen. Blue sah mich fragend an. „Was meinen die Weiber?" Ich zuckte mit den Schultern und konzentrierte mich wieder auf die Unterhaltung.

„Ja natürlich. Früh genug. Nur, wenn sie es jetzt erfahren, find ichs befriedigender, weil wir uns so schneller an ihrem Unglück laben können."

Ich hob eine Augenbraue.

„Ach Pipa, sie haben eben nicht das Kleingedruckte in ihren Verträgen gelesen und müssten immer damit rechnen. Wenn sie im Lager sind, wird es ihnen mitgeteilt und damit hat es sich."

Mir wurde übel.

Nicht, weil ich Mikrokameras und Wanzen in der Unterkunft von unserer Göttin installiert habe und sie so dauernd sehe.

Nein, viel mehr, weil hier anscheinend ein übles Spiel mit uns gespielt wurde.

Hey, jetzt nicht denken, wir wären Spanner. Wir Sicherheitstechniker haben auch unsere Grenzen.

OK, die Grenzen stellen wir selbst auf, aber die gehen soweit, dass wir nichts im Schlafzimmer und Bad installiert haben.

Obwohl so manches Mal bereue ich es, nicht die Frauenduschen verkabelt zu haben.

Man ist ja schließlich auch nur ein Mann.

Lt. Poi lachte auf. „Ach Vamp, ich sehe sie immer wieder vor mir. Wie ihre Zungen über den Boden schleifen und ihre Blicke Zorn und Hass ausstrahlen." Cpt. Engel stimmte in ihr Lachen mit ein.

 

„Hexen, verdammte Hexen.", kam es von Blue.

Oh... ja genau, das neben mir ist Blue Wulv, 25, Brillenträger, wie ich auch und hat einen kleinen Kinnbart. Seines Zeichens Sicherheitstechniker. Er erinnert mich ein wenig an die Schauspieler der alten Mantel- und Degenfilme. Wir haben uns auf dem Flug zum Posten kennen gelernt. Er ist soweit in Ordnung. Er hat, so wie ich, schlechte Erfahrungen mit Frauen gemacht. Das wird wohl in allen Zeitepochen so sein. Ein ewiges gegeneinander zwischen den Geschlechtern, bis hin und wieder der Deckel zum Topf passt.

„Das Leben war so schön. Es geht nichts über faulenzen und seinen Hobbys nachzugehen. Und nun das!! Wieso straft man uns so?"

Ich sah Blue an. "Kann es denn sein, dass es uns zu gut ging?"

„Ach was, ich frag mich, wer uns an solcherart Weibsvolk hat kommen lassen. Ist dir nicht aufgefallen, dass hier so ziemlich alle wichtigen Posten von Frauen besetzt sind?"

Mein Blick wanderte wieder auf die Monitore. „Das passt doch zum Planetennamen und zum Namen des Kontinents. Domäne und Mujer. Mujer ist spanisch und bedeutet 'Frau'. Die Frauen haben hier das sagen. Irgendein Witzbold im Generalstab hat die Frauen hierhin abgeschoben."

„Vielleicht waren sie ja einigen Männern zu unbequem geworden.", grinste mich Blue an.

„Ab ins Reservat."

„Und wir mittendrin.", erwiderte Blue.

„Eigentlich ja mehr ein Harem und unsere Infanterie sind die Eunuchen.“

Wir lachten. Uns blieb ja nichts anderes übrig.

 

„Du scheuchst sie heute Nacht durch den Wald. Das übliche Vorgehen.", Cpt. Engel lächelte bei dem Nachsatz.

„O.K., sie werden sich freuen. Ich lasse mir noch etwas einfallen.", antwortete Lt. Poi. "Ich sag ihnen Bescheid und bin dann unterwegs. Bis später."

 

Natürlich hatte uns Lt. Poi nicht in der Überwachungszentrale überrascht. Als sie Cpt. Engel verließ, sind wir auch hinaus.

„Na wunderbar. Nun auch noch Nachtarbeit. Gibs Zuschläge?", meine Worte brachten mir ein Lächeln von Lt. Poi ein.

„Wenn Sie Schläge wollen, wenden Sie sich an Cpt. Engel.", kam ihre vielsagende Antwort.

Blue und ich wechselten einen Blick der Unverständnis.

„Sagen Sie es den Anderen. Treffen ist um Dreiundzwanzighundert vor meiner Unterkunft. In voller Kampfausrüstung." Sie wartete mein O.K. ab und verflüchtigte sich in Richtung Messe.

„Hmm... Sie geht jetzt ihren Hunger stillen, welchen auch immer. Ich weiß jetzt zwar nicht, was Du machst, Blue, ich werde mich jetzt auf jeden Fall aufs Ohr packen. Wir haben noch fast sieben Stunden bis zum Treff."

„Gut, ich sag eben noch Bescheid und bin dann auch im Bett."

 

 

Nächte sind zum schlafen da. Nur, es ist immer ein Unterschied zwischen Theorie und Praxis.

Theoretisch schlaf ich und praktisch stehe ich mit meinen Kollegen im Wald und lasse mich von Vögeln zukoten.

„Ich könnte mir jetzt ein schöneres Beisammensein vorstellen.", raunte ich Blue zu, der neben mir stand.

Er gluckste. „Ja, sicherlich mit einem Engelchen."

„Hey. Alles ist besser, als hier zu sein. Da würde ich sogar mit einem Engel mitgehen.", flüsterte ich.

Wir wurden von unserer Nemesis unterbrochen.

„Wulv und Brutzel machen die Vorhut. Wir marschieren am Raumhafen vorbei, Richtung Gebirge und los geht’s."

Ich wusste es. Kann die mich nicht mal in Ruhe lassen?

„Sie mag Euch.", kam es leise von den Anderen. Und so setzten wir uns an die Spitze der Verdammten.

„Blue......", ich machte eine kurze Pause. "Wenn ich das nächste Mal etwas unterschreibe, dann erschieß mich."

Er grinste.

 

 

 

IV

 

 

 

 

Zwei Jäger starteten. Cpt. Engel stand vor ihrem Haus und sah den Triebwerksstrahlen nach. Sie ging hinein und aktivierte den Interkom.

„Monski?"

„Ja Vamp?", meldete sich Cpt. Simonska.

„Ich habe die Techniker im Wald. Sie müssten jetzt in der Nähe des Hafens sein. Pipa bringt sie ins Gebirge. Schick deine Patrouille im Tiefflug über den Wald."

Sie grinsten sich an.

„Aye, Mam!", antwortete sie salutierend.

„Nenn mich nicht 'Mam'.", raunzte sie.

Cpt. Engel schaltete ab und machte sich ausgehfertig, was Brutzel leider verpasste.

 

 

Cpt. Simonska ließ sich den Patrouillenführer über Funk geben.

„Lt. Hasel, bringen sie sich im Tiefflug zwischen Hafen und Gebirge. Die Neuen sind unterwegs."

Sie wartete die Bestätigung ab und verließ den Tower.

„Doc, es wird Zeit, dass ich mich zum Gebirgsstützpunkt aufmache. Die Techs werden diese Nacht dort eintreffen.", sage sie über Armbandkom ihrem Stellvertreter Lt. Deimos.

Sie ging zum Helikopter* und machte ihn startklar. (*Auch in dieser Zeit gibt es Helikopter, da sie billig und nützlich sind.)

„Sweet, wann bist du hier?", sprach sie TFC Devil ebenfalls über Armbandkom an.

„Ich bin gleich auf dem Hafen. Auf welchen Stellplatz bist du?", kam es von Devil.

Sie sagte es TFC Devil und einige Minuten später traf sie ein.

„Einige sind ja ganz schnuckelig, Sweet."

„Kann sein, ich habe sie mir nicht so genau angesehen.", klang die Cheftechnikerin desinteressiert.

Cpt. Simonska stutzte. „Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen?"

„Nein, nur du kennst es doch. Fange nie etwas mit einem Untergeben an. Außerdem lenken Männer ab. Ich habe meinen Job. Eine Karriere. Ein Mann stellt eine Gefahr dafür dar. Männer sind wie Kinder und ich habe keine Lust, mir eins ans Bein zu binden." Sie setzte beim sprechen den Helm auf.

„Du hast dir einen ausgeguckt.", Cpt. Simonska lachte auf.

„Ach sei still!!"

Sie lachte lauter setzte dabei ebenfalls den Helm auf und startete die Turbinen. Erst als sie den Tower anfunkte, hörte sie auf. Der Helikopter bekam die Startfreigabe und hob ab. Nach einigen Minuten der Stille hielt es Cpt. Simonska nicht mehr aus.

„Ich mach uns mal ein altes Lied an, was ich vor einigen Jahren aufgetrieben habe.", sie machte eine kurze Pause. „Und magst mir den Namen vom Auserwählten nicht doch sagen?"

„Wie heißt es denn?", lenkte Lee Devil ab.

„Das Lied? Poc Vecem."

„Ist das eine Anspielung auf Cpt. Engel und Lt. Poi? Ich meine das heißt 'Die Pöbelherrschaft'.“
“Wie bist du denn drauf?“, fragte Cpt. Simonska.
Sie sah dabei an ihr vorbei, da nun die beiden Jäger herankamen und im Tiefflug über die Baumwipfel flogen.

Es passierte wie in Zeitlupe. Das Lied erklang, die Jäger feuerten in Richtung Horizont und Augenblicke später wurden sie selbst von Laserfeuer erfasst. Über Funk kam die sich überschlagende Stimme von der Towerwache.

„Angriff!! Angriff!! Ca. 40 Angreifer, sie...", rauschen folgte diesen Worten.

Ein Feuerschein erschien aus Richtung Raumhafen.

„Verdammte.... "

Sie riss den Steuerknüppel herum und ging mit der Maschine hinunter. Auf einer nahen Waldlichtung setzte sie auf und schaltete die Turbinen und alle Systeme ab.

Nur die Notbeleuchtung brannte. Da sie die Rundum-Monitore deaktiviert hatte, waren sie blind*. (*Helikopter haben keine Glas/Kunststofffenster. Draußen sind Rundum-Kameras installiert und übertragen ihre Bilder auf die Innenseite des Cockpits. Auch wenn es Dunkel ist, kann man wie bei Tageslicht die Umgebung wahrnehmen.)

„Was war denn los?", fragte Lee Devil mit erregter Stimme.

„Jäger, sie haben meine Leute vom Himmel geputzt.", kam die schockierte klingende Antwort. Sie blickte sich um und verstaute kleinere Gegenstände in ihre Kombination. „Los, raus hier. Wir müssen die Maschine zurücklassen, sie könnte geortet werden.", sagte es und stieg aus.

Der Wald brannte Lichterloh und man konnte gut sehen. Ein makaberer Nebeneffekt zum Tode ihrer Leute.

„Wer sind die?", Lee stieg auch aus.

„Das sind mit Sicherheit Spamer", ihr Ton wurde verächtlich.

Sie ging zum hinteren Teil des Helikopters und öffnete das Staufach.

Die Cheftechnikerin folgte ihr.

„Und was wird das nun?"

Die Staffelführerin guckte ihre Freundin an.

„Wir nehmen alles Nützliche und machen uns auf zum Ausbildungsstützpunkt.“, sie wandle sich dem Fach zu und fing an, Notrationen, Schlafsäcke, Nachtsichtgeräte*, Messer, Signalpistole und Munition auszuräumen.(* Funktionsweise wie beim Helikopter)

 

 

 

Es gibt immer eine höhere Stufe, die Lt. Poi erreicht, um uns zu drangsalieren.

Wir sollten ein Gefühl für den Wald bekommen. Übersetzt hieß das, dass wir die Nachtsichtgeräte am Koppel lassen sollten und uns per ’Restlicht’ orientieren sollten. Merkwürdig war nur, dass die Anderen die Nachtsichtgeräte trugen. Nur Blue und ich waren dazu auserwählt.

 

Unser Motivationszustand war somit nicht sehr hoch und wir stolperten durch das Unterholz.

„Wenn ich das Sagen hätte, würde ich die Weiber zum entrümpeln in den Wald schicken. Da können sie putzen, damit ich mir nicht die Beine breche.“, flüsterte mein Freund.

Ich guckte ihn an. „Ich würde das nicht mit allen Weibern machen. Nur diejenigen, die Bockig und uns nicht zu Diensten sind. Du willst doch nicht auf Monate hinaus keine Frauen um dich haben, oder?“, mein Gesichtsausdruck glitt ins fragende ab.

„Au verdammt, du hast Recht.“, er machte eine kurze Pause.

„Aber mit Frauen ist das Leben nicht lebenswert. Es sei denn, dass sie uns dienen, dann ist es erträglich.“, phantasierte er weiter.

„Außerdem würdest du dann nicht des Nachts, ohne solch einem Gerät, durch den Wald gehen.“, grinste ich ihn an.

Hinter uns wurde eine Waffe durchgeladen.

„Leise da vorne!“, Lt. Poi’s Stimme durchdrang die Nacht.

 

Wir überquerten einige baumfreie Stellen.

Unsere Aufmerksamkeit war, wie unsere Stimmung, am Boden.

Plötzlich zerfetzten Blätter und Äste über uns, als Maschinengewehr- und Laserfeuer einsetzte. Blue und ich hechteten zu Boden und brachten die Karabiner in Anschlag. Gehetzt blickten wir uns um.

„Scheiße man, was ist hier los?“, brüllte ich.

 

Ruhe.... nur noch das auf dem Boden auftreffende Holz und Laub war zu hören.

Mehrstimmiges Lachen war plötzlich zu hören. Ich kannte dieses Lachen.

„Nein, oder? Nicht die, nein, bitte nicht die.“, stöhnte ich.

Über Blue´s Lippen kam nur ein ächzen.

Von der Seite kam jemand zu uns heran.

 

„So so, meine zwei liebsten Techs liegen schlafend im Dreck. Los, steht auf!! Der Boden ist zwar Dreck gewöhnt, aber ihr versaut Mutter Natur.“, ihr Ton ging stark ins höhnische.

Lt. Poi und unsere Kollegen kamen auch dazu und wir vernahmen leises Gelächter von ihnen.

 

Wir rappelten uns auf und legten unsere Nachsichtgeräte an und blickten zu Cpt. Engel. Hinter ihr gesellten sich die drei Bauern und acht weitere Infanteristen hinzu.

Wow!! Das nenne ich mal eine Kampfmontur. Wie sie da stand, wirklich göttlich.

Ein Traum in schwarz.. oder eher Alptraum?

Ich sah ein kleines Schiffchen mit Einheits- und Rangabzeichen als Kopfbedeckung. Eine der neuen ‚Sonnenbrillen’ – Nachtsichtgeräte. Ein sehr figurbetonter Kampfanzug mit kleinen Taschen. Ein Koppel, das mit einer ‚Stil 6’ Laserpistole bestückt war. Energiemagazintaschen und eine eingerollte Peitsche(?) befanden sich ebenso am Koppel. Hautenge Hosen mit einigen kleinen flachen Taschen an Ober- und Unterschenkel. Bequem aussehende Stiefel mit je drei außen angebrachten Messern. Als Krönung hatte sie einen modischen ‚Hexler und Loch’ Schnellfeuer-Laser in den behandschuhten Händen. Diese vollautomatische Hochleistungswaffe wird nur an Offiziere und Spezialeinheiten ausgegeben. Sie stellen eine Neuerung der Waffentechnik dar, die noch sehr kostspielig ist. Die Infanterie wird mit Sicherheit noch Jahre ohne auskommen müssen.

 

Wie gesagt, ich installiere Waffen und habe Ahnung davon, aber damit richtig umgehen?

Dafür sind die Schlammhüpfer da.

 

„Die kurze Zeit der großen Augen ist vorbei, ihr beiden Dreckspatzen.“, gluckste Cpt. Engel.

Kaum hatte sie das von sich gegeben, waren Jäger über uns zu hören und Strahlbahnen ihrer Laser durchschnitten den Himmel.

Gleich darauf waren Einschläge zu hören und der Boden bebte beängstigend. Es ist irgendwas in der Nähe runtergekommen.

„Ah? Ist das ein weiteres Begrüßungskommando?“, fragte Blue.

„Alle runter!!“, schrie Cpt. Engel zeitgleich mit seinen Worten.

Da ich das eben schon tat , kannte ich den Weg und fand mich neben Blue wieder.

Eine heiße Druckwelle rollte über uns hinweg, die Bäume, Erde und Tiere mit sich riss.

 

 

V

 

 

„Sire, die Truppen sind gelandet.“, benachrichtigte 2nd.Lieutenant Boodee seinen Herrn.

Der angesprochene drehte sich zu seinem Untergebenen um und schaltete auf den Kanal, wo die angreifenden Truppenverbände ihre Bilder übertrugen. Er sah sich das Treiben ein wenig an.

„Sie lernen es nie. Gegen uns wehrt man sich nicht.“, kopfschüttelnd schaltete er wieder ab.

„Lassen Sie mein Shuttle bereit machen. Ich werde persönlich hinunter gehen.“, lächelte er den Lieutenant an.

„Jawohl Sire!“, salutierte dieser und entfernte sich.

 

Es war nur ein kleiner Test für seine Truppen. Dieser Außenposten war kein richtiger Gegner. Ein kleiner Happen, nichts weiter. Es war aber auch eine Probe. Der Generalstab wollte sehen, wie die Erde auf solch Vorkommnisse reagiert. Ein kleiner Stachel von Natscho im Körper der Erde. Lässt sich die Erde reizen? Reagiert sie auf diese Unternehmung?

Er schüttelte die Gedanken ab. Er war hier, um seinen Job zu machen. Und um seinen Spaß zu bekommen. Für Politik ist er nicht geschaffen. Sein Metier war der Kampf.

Colonel Wicked sah aus dem Fenster. Insgesamt stand eine Flottille von 27 Schiffen unter seinem Kommando. Mit drei Schiffen ist er in der Umlaufbahn von Domäne. Einen großen, schwerfälligen Truppentransporter mit Namen ‚Maus’ mit einer Kapazität von einem Bataillon Motorisierter Infanterie, die ‚Venthara’ einen Zerstörer und seinem Schiff, dem schweren Kreuzer ‚Ingame’. Die restlichen Schiffe warteten außerhalb des Systems auf weitere Befehle.

 

Lieutenant Boodee tat, wie ihm von seinem Herrn und Meister geheißen war. Er machte die Shahin startklar. Es handelte sich um eine Sonderanfertigung für Colonel Wicked. Sie ist mit einer stärkeren Panzerung, Triebwerken und Bewaffnung versehen, als die normalen Shuttles. Das hatte auch seinen Preis. Standard-Shuttles mit einem Gewicht von 120 Tonnen, hatten eine Kapazität von 22 Mann. Die Shahin konnte nur 3 Mann aufnehmen. Den Piloten, den Waffenoffizier und Colonel Wicked. Es hatte aber zusätzlich eine Bordtoilette und einen großen Vorrat an mehrlagigen Toilettenpapier.

Der Colonel liebte sein Shuttle. Mehr noch, als seine Frau, was bei diesem Gefährt wirklich verständlich war.

 

 

 

Ru hörte Explosionen und trat vor die Messe. Soldaten liefen an ihm vorbei. Er sah Feuerschein aus Richtung des Raumhafens. Donner, Lichter am Himmel, schnell senkten sich Landungsschiffe herab. Die Kaserne wurde getroffen. Mauern stürzten zusammen und die Verteidigungseinrichtungen lagen unter Feuer.

„Verdammt, nu aber weg hier“, fluchte er. Es wurde Ohrenbetäubend, als eines der Schiffe auf dem Platz vor der Messe landete..

Er rannte Sgt. Reeba in die Arme, die er vom sehen und einigen netten Worten bei der Essensausgabe her kannte.

„Ru, wir müssen von der Kaserne weg, komm mit mir.“ Sie griff seine rechte Hand und zog ihn in Richtung Mauer.

„Ich muss noch meine Sachen holen, Sgt.“, schrie er sie an.

„Nichts da, kleiner. Die pusten dich vom Vorplatz.“, schrie sie zurück und zog ihn weiter.

Der Chefkoch gab sein Vorhaben auf, als das eben gelandete Schiff seine Luken öffnete und Soldaten und ein Panzer ausspie.

„Wir müssen zum Lager. Poi und die Anderen wollte dahin.“, schrie er.

Sie rannten zwischen den Lagerhäusern hindurch und erreichten die teilweise eingestürzte Mauer der Kaserne. Die Jäger zogen sich zurück, da nun eigene Truppen in der Kaserne waren.

„Weißt Du, wie der Weg ist?“, fragte Ru.

„Na wenn ich das nicht wüsste, wäre ich hier falsch. Wir müssen nach Norden. Erst einmal den Wald erreichen und dann am Besten den See entlang.“

 

 

Währenddessen notierte sich Cpt. Simonska die Koordinaten des Landeplatzes. Danach wurde der Helikopter an den Rand der Lichtung geschoben und mit Zweigen und Gestrüpp getarnt. Gesprochen wurde nichts, jede hing ihren Gedanken nach, als sie eine Ruhepause einlegten. Devil stand nach einigen Minuten wortlos auf und machte sich bereit, den beschwerlichen Weg in Angriff zu nehmen.

Cpt. Simonska schloss sich ihr an und übernahm die Führung. Sie hörten Explosionen und sahen schwachen Feuerschein in der Ferne. Dorthin werden sie nicht gehen. Ihr Weg führte sie zum Lager.

 

 

Hustend und fluchend kamen wir wieder auf die Beine.

Ich blickte mich um und sah, dass zwei Soldaten nicht schnell genug waren. Ihre Körper lagen, von Holzsplittern durchbohrt, herum. Da bewegte sich nichts mehr. Höchstens noch das Blut, wie es aus den Wunden floss.

„Unser Engelchen sieht selbst am Boden gut aus.“, raunte ich Blue grinsend zu, der sich dicht neben mir befand.

Die Bilder der Toten versuchte ich zu verdrängen.

„Sie aber gleich nicht mehr, wenn das nicht aufhört.“, kam es von Lt. Poi, die meine Worte mitbekommen hatte. „Wie können Sie Witze machen, wenn wir eben zwei Mann verloren haben?“, wetterte sie weiter.

„Tja, das ist so meine Art. Die werden Sie nicht ändern können, denn um da noch etwas zu bewegen bin ich zu Alt. Also kriegen Sie sich wieder ein und sagen Sie, was nun zu machen ist.“, entgegnete ich ziemlich genervt. Jetzt kann sie mal zeigen, was in ihr steckt.

„Ach übrigens, Sie haben versagt, denn die Feinde sind da.“, erinnerte ich sie an meine Worte und erntete nur einen funkelnden Blick.

„Wir können sie hier nicht liegen lassen. Pvt. Nazgul, nehmen sie drei Männer und begraben Sie die Toten. Der Rest sichert die Umgebung.“, kamen die Befehle von Cpt. Engel, die sich inzwischen Dreck abklopfend erhoben hatte.

Pvt. Nazgul nickte Orthegha, Iceman und einen Dritten zu und sie machten sich an die Arbeit.

„Sollten wir nicht schnell von hier verschwinden?“, erhob ich meine Stimme.

„Schon, aber ich will und werde meine Männer hier nicht so liegen lassen. Ihr beiden helft auch.“, kam es bissig von Cpt. Engel zurück.

„Also so habe ich mir das Training nicht vorgestellt.“, Wulv’s Worte standen zwischen uns.

„Wir sollten noch ein Grab ausheben, Captain.“, kam es von Lt. Poi.

Pvt. Lazy Nazgul fragte sich, wieso diese Noobs eine Waffe in die Hand bekamen. Ihre Zungen waren schon Waffe genug. Zumindest bei den Beiden, die auf der Bevorzugungsliste vom Leutnant standen. Es war zwar im Moment unpassend, aber er lachte kurz in sich hinein.

Als die Gräber ausgehoben waren, stand er bei seinen gefallenen Kameraden.

„Wir könnten auch dort liegen, Jungs.“, kam es melancholisch über seine Lippen.

Die Anderen nickten ihm zu und er wandte sich an Captain Engel.

„Captain, wir sind soweit.“, kam seine Meldung und salutierte.

Sie blickte auf und sah ihn ernst an.

„Corporal McDonalds ist gefallen. Feldbeförderung. Sie sind von nun an Corporal Nazgul.“ und salutierte ebenfalls.

Corporal Nazgul wusste nicht, ob er sich freuen sollte. Es ist immer schlimm, wenn Freunde fallen. Jetzt noch den Rang von einem erhalten, war nicht ganz nach seinem Geschmack. Der 23-Jährige wandte sich zu den Toten und winkte seine Leute heran. Die restlichen Umstehenden stellten sich an den Gräbern auf und sahen ihnen zu, wie sie die beiden gefallenen Kameraden in die Gräber herabließen.

Als sie in den Gräbern waren, fand Captain Engel einige Worte des Abschieds. Danach salutierten alle. Es wurde auf die Salutschüsse verzichtet, da es in dieser Situation zu gefährlich gewesen wäre.

Nach dem Zuschütten machten sich alle bereit, um sich weiter in Richtung Lager zu bewegen.

„Es geht weiter. Brutzel und Wulv übernehmen die Vorhut. Cpl. Nazgul und Pvt. Iceman die Nachhut. Abmarsch!“, befahl Captain Engel und sie setzten sich in Bewegung.

„Ob sie uns langsam mal die Nachtsichtgeräte aufsetzen lässt?“, sagte ich nicht gerade leise zu Blue. Leutnant Poi musste es gehört haben, aber es kam kein Wort aus ihrer Richtung.

Stattdessen erklang die Stimme des Captains.

„Na dann setzt die Dinger auf. Aber wenn ihr dann nicht schneller vorankommt, wird Sondertraining fällig. “

Ein Peitschenknall war zu hören.

Wir setzten sie auf und beeilten uns durch das Unterholz zu kommen.

 

 

Sie kamen gut von der Kaserne weg. Sergeant Reeba blickte sich immer wieder um, aber sie konnte keine weiteren flüchtenden Kameraden ausmachen. Sie war mit dem Koch alleine in der Wildnis. Unbewaffnet, ohne Verpflegung und Ausrüstung. Die Helligkeit ließ merklich nach, als sie in einiger Entfernung zur Kaserne waren. Von nun an wurde es Dunkel und still.

„Wir werden uns im Wald verstecken und warten, bis es hell wird. Da wir in der Dunkelheit nicht erkennen können, wohin wir treten, hat es keinen Sinn, durch den Wald zu stolpern.“

Ihre Worte waren für ihn akzeptabel, da er keine Lust verspürte, sich in völliger Dunkelheit die Knochen zu brechen. Sie erreichten den Waldrand und legten sich aneinander gekuschelt und sich so gegenseitig wärmend, an einen Baum.

„Bilde Dir aber nur nichts ein, Chefkoch. Lasse deine Finger da, wo sie hingehören.“, ihre Worte waren leise und bestimmend.

„Gott bewahre! Ich bin vergeben und weiß mich zu benehmen. Zumal die derzeitige Situation eh nicht für irgendwelche Vertrautheiten passend wäre.“, kam es Verteidigend von ihm.

Seine Gedanken waren bei Babs, die sich irgendwo im Wald befand. Er hoffte, dass der Feind sie nicht erwischt hat.

„Die derzeitige Situation? Solls da noch eine passende für dich geben? “, argwöhnte Reeba.

„Nicht mit dir. Nicht mit dir. Und nun sei bitte still, denn ich will meine Ruhe haben.“, erwiderte er ärgerlich. Ihm wurde ihr Gehabe&xnbsp; zuviel.

Sie kuschelte sich stärker an Ru und er verdrehte die Augen.... ‚Frauen’, dachte er.

 

 

VI

 

 

Er sah sich um.

Einige Gebäude brannten und gaben dem Shuttle einen gewissen bedrohlichen Schein. Wie ein Raubvogel schwebte es über der Kaserne. Bereit, jeden Widerstand zu brechen. Die Abwehrstellungen waren allesamt ausgeschaltet. Tote und Verwundete lagen herum. Das Lazarettshuttle setzte zur Landung an, um sie zu Versorgen und die Feinde zu begraben. Die eigenen Gefallenen werden später zur Maus gebracht. In der Heimat wird ihnen ein entsprechendes Begräbnis zuteil werden.

„Ah, ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.“, sagte Colonel Wicked gut gelaunt.

„Äh, Sire? Es gibt da noch ein klitzekleines Problem.“, bemerke sein dienstbeflissener Lieutenant.

Sein Dienstherr runzelte seine Stirn, was durch seinen haarlosen Schädel auffallend missmutig erschien.

„Es wird gemeldet, dass die Kommandoführung des Feindes nicht gefasst wurde. Kein einzigster Offizier war in den Anlagen.“, gab Lieutenant Boodee bekannt.

„So so, na gut. Gibt es Überlebende?“

Der Lieutenant nickte.

„Dann befragt sie und nehmt keine Rücksicht. Wir müssen alle bekommen.“, seine Stimme wurde bei den Worten schneidend und die Augen stechend. Der Angesprochene wandte sich wieder den Kontrollen zu und beeilte sich die Anordnung an die Angriffkommandos weiterzugeben. Er mochte es nicht, wenn der Colonel in dieser Stimmung war. So war er meistens gelaunt, wenn er von seiner Frau kam.

„Gehen sie in die Verwaltung. Wir müssen wissen, mit wie vielen Feinden wir es zu tun haben.“

Der Kommandoführer nickte Lt. Boodee zu und wandte sich ab, um den Befehl weiter zu geben. Boodee schaltete die Verbindung ab und bemerkte „Wir sollten uns um den Raumhafen kümmern, Sire.“

„Wie jetzt? Haben Sie dort keine Truppen landen lassen?“, erwiderte Colonel Wicked mit aufgerissenen Augen.

„Sire? Sie hatten keine Anweisun...“

„Du Wicht!! Kannst Du nicht Mitdenken? Das ist ein militärisches Ziel und somit auszuschalten.“, fuhr er Boodee an.

„Äh ja, Sire. Die Jäger haben den Raumhafen ja angegriffen. Nur eben die Bodentruppen sind nicht vor Ort.“

„Und wieso nicht!?!“, brodelte Colonel Wicked zornig.

„Da scheint bei der Befehlsübermittlung etwas schief gelaufen zu sein, Sire.“, versuchte Boodee seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

„Ah ja? Finden Sie den Schuldigen und führen Sie ihn mir vor.“, er verschränkte dabei seine Arme vor der Brust und sein Gesichtsausdruck zeigte, wie empört er war.

„Ja, Sire. Wenn ich den Schuldigen finden sollte, werden sie ihn vor sich sehen.“ Er dachte gar nicht daran, sich selbst ans Messer zu liefern. Manchmal war sein Chef leicht zu beeinflussen.

„Gut und nun sollen Truppenteile den Raumhafen besetzen und jeden Widerstand brechen. Am Besten, wir fliegen auch dort hin und klären das.“, entschied Colonel Wicked.

Das Shuttle schwenkte vom Kasernenschauplatz weg und bewegte sich in Richtung Raumhafen.

Langsam legte es die Strecke zurück. Die Besatzung suchte die Umgebung nach Feinden ab. Sie kamen gerade Recht, um die Landung von vier Truppentransportern zu beobachten. Der Tower brannte schon und war teilweise eingestürzt. Ein Werk der Raumjäger. Dort gab es mit Sicherheit keinen Widerstand mehr.

Von einem der Hangar kam vereinzeltes MG-Feuer. Colonel Wicked sah es und aktivierte die Bordwaffen. Pulslaser eröffneten das Feuer und deckten die MG-Stellung mit unzähligen Laserbolzen ein.

„Dieses Mal hat Goliath gewonnen.“ Ein zufriedener Colonel blickte auf sein Zerstörungswerk, denn nicht nur die Stellung war von der Planetenoberfläche getilgt worden, auch das Gebäude verdiente die Bezeichnung ‚Hangar’ nicht mehr.

 

 

Die Nächte waren dunkel und feucht. Einige große Schwärme von Fluoreszierenden Insekten schwebten in der Umgebung. Dabei handelte es sich um Tiere, die wie Mücken auf das Blut ihrer Opfer aus waren. Durch das Licht wurden Lebewesen angelockt und wenn sie in die unmittelbare Nähe gekommen waren, stürzten sich die Flumücks, so wurden sie von den Menschen genannt, auf sie.

Auch die Bäume waren noch gewöhnungsbedürftig. Es waren zwar Pflanzen, aber bei einigen Arten waren die Rinden des Hauptstammes Betonhart. Das Innere dieser Bäume war schwammig. Dadurch wurden die Äste, die wiederum mit Ästen von Erdbäumen vergleichbar waren, und die Krone des Baumes mit Flüssigkeit und Mineralien versorgt, welche aus dem Boden entnommen wurden.

Dank der Sichtgeräte kamen sie gut voran. Sie wichen aber den Schwärmen der Flumücks aus, weil sie keinen ausreichenden Schutz dabei hatten.

Devil hing ihren Gedanken nach und kam dabei einige Male ins stolpern, wobei sie einmal hilfesuchend an der harten Rinde entlangschrammte und sich dabei die Hand aufriss.

„Na? Denkst an ihn? Nun sag schon. Wer ist es denn?“, stichelte sie wieder.

„Ich weiß nicht, was du meinst. Wer soll denn was sein?“, kam es ruhig zurück.

„Ach komm schon, Devil. Du kannst es mir ruhig sagen. Es bleibt auch unter uns, aber das brauch ich ja eigentlich nicht zu erwähnen.“

„Siehst du!! Und ich brauch es nicht zu erwähnen!!“

„Also doch. Es gibt da einen gewissen Herrn.“, Cpt. Simonska fühlte sich wieder bestätigt.

„Monski! Entschuldige bitte, aber du nervst langsam.“, machte sich Devil Luft.

Captain Simonska lächelte. Sie fühlte sich weiter auf dem richtigen Weg. Irgendwann wird sie es ihr sagen.

„Du, sage mal. Warum bist du eigentlich hier draußen?“, fragte Devil, nachdem sie sich beruhigt hatte. Sie mochte die Stille im Wald nicht.

„Meinst Du auf diesem Planeten?“

„Ja, wieso bist du auf Domäne?“, präzisierte Devil.

„Ach weißt du, das ist so eine Sache. Es gibt eigentlich nur ein Wort dafür: ‚Männer’.“, kam es leicht grollend über ihre Lippen.

„Als wenn mich das überraschen würde. Erzähl !“, forderte sie Cpt. Simonska auf.

Die Angesprochene machte ein wehleidiges Gesicht und sah ein, dass es ein Fehler war, es Devil anzudeuten.

„Nun gut. Ich war sieben Jahre mit einem zusammen.“

„Ah? Das verflixte siebente Jahr?“

„Wenn du es so sagen willst, ja. Na jedenfalls war er Colonel bei der Versorgung. Es kam zu Unregelmäßigkeiten unter seinem Kommando und er trug die Verantwortung dafür. Ich will da jetzt nicht ins Detail gehen. Mehrere seiner Soldaten wurden angeklagt und verurteilt. Er selbst wurde um zwei Dienstgrade degradiert. Das hat ihn tief getroffen. Es veränderte ihn. Er zog sich zurück, igelte sich ein. Er fing an zu lügen. Ich hatte den Verdacht, dass er zu Prostituierten ging. Unsere Beziehung litt sehr darunter. Wir entfernten uns immer mehr, bis ich nicht mehr konnte. Ich liebte ihn ja, aber es war der ‚Point of no Return’ erreicht.“

„Oh, das tut mir leid und was war dann? “

„Was dann war? Ich bat um meine Versetzung und man bot mir dieses Kommando auf Domäne an. Weit ab der Erde. Weit, weit entfernt von ihm. Ich nahm es dankend an, denn ich brauche Ruhe. Nun bin ich schon zwei Jahre hier und meine Dienstzeit wird mich noch ein weiteres Jahr hier verbleiben lassen. Was danach ist, weiß ich nicht. Das Oberkommando entscheidet, wo ich dann eingesetzt werde.“

„Du, das tut mir wirklich leid.“, kam es traurig von Devil.

„Ach schon gut, die Zeit heilt auch solch Wunden.“, zwinkerte sie Devil lächelnd zu.

„Monski, machen wir eine kleine Pause?“

„Wenn du eine brauchst?“, antwortete sie.

Devil blieb stehen und sah sich nach einem geeigneten Sitzplatz um. Sie setzten sich und holten Verpflegungsriegel hervor, die sie dann mit wenig Begeisterung aßen.

 

 

Wir kamen langsam voran. Hoffentlich ist es bald hell. Diese Nachtbrille nervt nur noch. Cpt. Engel nervt. Lt. Poi nervt. Die Bauern nerven. Der Drecksplanet nervt.

„Wo bin ich hier nur hineingeraten?“

„Jammer nicht.“, kam es von Blue.

„Was heißt hier Jammern? Ich mache mir nur Luft.“, empörte ich mich.

„Wir hätten es auch schlechter treffen können. Denk mal drüber nach, Brutzel.“

„Wie denn? Noch schlechter?“

„Ja, wir hätten auch in der Kaserne sein können, als der Angriff begann. Und wir hätten gute Chancen gehabt, dort den Hauptgewinn zu ziehen, nämlich lebenslanges tot sein.“

„Nerv mich nicht“, brodelte ich, mich zu ihm umdrehend. Dadurch übersah ich eine am Boden liegende Astgabel und stürzte laut krachend zu Boden.

„Verdammte Schei...“ Ich verstummte, als Blue umfiel. Schnell robbte ich zu ihm hin und sah, dass er einen Schocker abbekommen haben musste.

„Keine Sorge, ich bin da.“, flüsterte ich ihm ins Ohr. Sein Atem war normal und die Augen geöffnet. Nachdem ich seine Brille abgenommen hatte, schloss ich seine Augenlider, damit die Augäpfel nicht austrockneten. Ich blickte mich um. Links und rechts von unserer Position sah ich Bewegungen. Männer gingen in Position, die Waffen schussbereit in nordwestlicher Richtung.

„Ich sehe zwei.“, meldete Cpl. Nazgul.

Cpt. Engels Stimme war leise im Com zu hören.

„Vorhut! Meldung machen! Was ist los?“

„Was soll schon los sein? Blue hat einen Schocker abbekommen und ist nicht gerade glücklich mit seiner Lage, denk ich mal.“

„Verdammt!! Machen Sie eine vernünftige Meldung, ansonsten reiße ich ihnen höchstpersönlich den Arsch auf. Darauf können Sie sich verlassen, Tech Brutzel.“ Die Schärfe ihn ihrer Stimme ätzte mir fast den Gehörgang weg.

„Na gut, Frau Engel. Melde gehorsamst, dass ich gestolpert bin. Dabei war ich laut und als Folge davon wurde Tech Wulv von einem Schocker getroffen und fiel neben mir zu Boden. Der oder die Schüsse kamen wohl aus der Richtung, wo wir hin wollen. Mehr weiß ich auch nicht.“, kam es widerwillig von mir.

„Frau Engel...“, bei diesen Worten, von Cpt. Engel, kam das Aktivierungsgeräusch ihrer Waffe über den Äther.

Gleich darauf schoss sie in Richtung der Gegner über meinen Kopf hinweg. Einige Lichtbolzen hätten mich getroffen, wenn ich meine Nasenspitze etwas höher gehalten hätte. Sie hielt bestimmt absichtlich so tief.

„Hallo? Nicht schießen!!“, rief eine weibliche Stimme.

„Monski?“, rief Lt. Poi fragend.

„Japp, Devil ist bei mir.“, kam es zurück.

„Vorrücken und Sichern.“, gab Cpt. Engel über Com durch.

Lt. Poi und ihre Männer sicherten das Gelände und überwachten es, währenddessen Cpt. Simonska und TFC Devil aufstanden und zu mir kamen. Cpt. Engel erschien auch. Nach einer herzlichen Begrüßung kümmerten wir uns um Blue, der noch immer geschockt am Boden lag.

„Der Schockzustand kann jetzt noch ca. 3 Stunden anhalten. Ich schlage vor, dass wir uns setzen und uns austauschen.“

„Ja, das ist O.K., Lee.“, gab Cpt. Engel ihr Einverständnis.

Ich blickte Cpt. Engel an und wusste, was jetzt kommen musste. Mein Blick schwenkte zu meinem eigentlichen Chef, TFC Devil. Sie lächelte mich an und ich lächelte zurück.

Ja, manchmal sagt ein Lächeln mehr als Tausend Worte.

 

 

VII

 

 

„Nein, das geht so nicht.“, sagte er und machte Sgt. Reeba wach.

„Wir können doch nicht hier die ganze Zeit, in der unmittelbaren Nähe der Kaserne, liegen und so tun, als ob nichts wäre.

„Ach ich weiß das doch. Noch ein wenig kuscheln. Es ist grad so schön.“, lächelte sie ihn an und schmiegte sich stärke an Ru..

„Keine Frage, aber nicht in unserer Situation. Wenn die uns hier kriegen, ist Schluss mit lustig.“

Seine Gedanken waren bei Babs. Geht es ihr gut? Er machte sich von Reeba los und stand auf.

„Spielverderber. Nicht mal anständig kuscheln kann man hier.“

„Ey hallo? Schon bemerkt, dass wir eine Invasion hier auf Domäne haben? Es gab Tote und Verletzte und ich will ganz sicher nicht dazugehören. Wir müssen zum Lager.“

„Jaaaahaaaaaaaaaa!!! Du hast schon Recht, aber es war trotzdem grad so schön mit dir.“

Sie stand auf und machte sich zurecht, denn es war einiges verrutscht.

„Dann los, wir orientieren uns am Wasser. Folgen es, soweit der Wald geht. Wenn wir bis dahin kommen, müssen wir nach Westen abbiegen, da wir am Gebirge nicht weiterkommen.“, sie machte sich dabei stolpernd auf den Weg und war schon einige Meter entfernt, bevor Ru mitbekam, dass sie weg war.

 

„Frauen“, kopfschüttelnd ging er ihr nach.

 

Durch das Feuer in der Kaserne, war der Horizont weiterhin hell erleuchtet. Es diente Sgt. Reeba als Orientierungspunkt. Das Ufer war frei und sie kamen schnell voran. Sie gönnten sich keine weitere Pause. Einige Male kürzten sie, dank Sgt. Reeba’s Erinnerungsvermögen, den Weg ab. Sie wären sonst Landzungen unnötigerweise am Wasser abgegangen. Als sie den Fluss verlassen wollten, um nach Westen zu gehen, sahen sie Leuchtpunkte über dem See. Er wurde offensichtlich abgesucht. Sie hielten sich am Waldesrand, bis sie zum Gebirge kamen. Dort drangen sie in den Wald ein, um die Ausläufer zu umgehen.

 

 

 

TFC Devil schien froh gewesen zu sein, als sie mich erblickte.

Sie hatte schon was, keine Frage. Jetzt ist aber nicht die Zeit für ’sowas’ und ich begrub aufkommende Gedanken.

 

Natürlich hätte man Blue auf eine Trage legen und so transportieren können, nur hatte gerade heute keiner eine solche in der Hosentasche. Improvisieren konnte man mit dem herumliegenden Ästen auch nicht, denn dazu waren sie zu kurz, bis auf meine Astgabel. Die hatte ausgereicht, um Blue schockiert umzuhauen und mich flach zu legen. Für einen Transport eines ca. 75kg schweren Menschen reichte sie aber nicht aus.

Nachdem wir unsere Erlebnisse ausgetauscht hatten, befahl Cpt. Engel, dass wir Techs uns regenerieren sollten. Wir legten die Ausrüstung ab und ruhten.

 

Es graute mir.

 

Nicht nur mir, auch dem Morgen, denn es wurde hell. Wir machten uns abmarschfertig. Blue ging es in sofern besser, als das er sich nun per pedes fortbewegen konnte. Wir schulterten unsere Ausrüstung. Blue’s Rucksack übernahm Orthega, da er momentan nicht in der Verfassung war, solch schweres selber zu tragen. Wir machten uns auf dem Weg.

„Es wird Zeit, dass ich ein Bad nehme. Ein wenig Warmwasserentspannung mit Musik und dazu ein Glas Rotwein. Das wärs jetzt.“

„Oh Brutzel, richte deine Wünsche an die Spamer. Vielleicht bekommst du ja von denen, was du verdienst.“

Ihre Stimme habe ich schon vermisst. Ich sah mich um und blickte direkt in Cpt. Engels grinsendes Gesicht.

„Ja, ja, ich weiß. Was ich wünsche und bekomme sind zweierlei.“

Iceman, Orthega und Nazgul lachten im Hintergrund.

„Hey Brutzel, wünsch dir nicht zuviel. Du könntest noch mehr zulegen.“

Das war Iceman’s Stimme. Ja genau!

„Das liegt im Auge des Betrachters, Bauer.“, kam es doch etwas schwach von mir. Die Antwort hätte besser sein können, aber das Beste fällt einem erst immer hinterher ein.

Sein Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. Vermutlich überlegt er jetzt, wer hier Bauer hieß

„Schluss jetzt! Macht, dass ihr weiterkommt. Achtet auf die Umgebung. Es ist hell und wir sind leichter zu erkennen.“, Lt. Poi’s Stimme klang schon leicht genervt.

Ist Sie so, oder tut sie nur so? Es ist doch anzunehmen, dass die Spamer ebenfalls Nachtsichtgeräte haben, also macht es doch keinen Unterschied, ob wir uns bei Tag oder bei Nacht bewegen. Das sprach ich jetzt aber nicht laut aus. Es wäre nur zu Komplikationen mit ihr gekommen. Frauen können sehr nachtragend sein, wenn man an ihrem Intellekt kratzt, wobei da bei denen nicht sonderlich viel zu sein scheint, aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

 

So marschierten wir stumm durch die Natur und sahen uns immer wieder nach etwaigen Feinden um. Als wir die Waldgrenze erreichten, erschall ein Ruf und zwei weitere Überlebende stießen zu uns. Sgt. Reeba und unser Chefkoch, liebevoll ‚Onkel Ru’ genannt, konnten aus der Kaserne fliehen und berichteten uns, was dort vorgefallen war. Wir waren alle erschüttert und verspürten Trauer und Wut.

Es half nichts. In der Pampa herumstehen hat noch keinem geholfen. Wir müssen zum Lager und uns dort Ausrüsten. Das musste schnell geschehen, denn es bestand die Möglichkeit, dass die Invasoren Kenntnis von dem Lager erhielten und vor uns da sein konnten.

„Husch husch, ihr Rabauken. Wir müssen schneller sein.“, dabei war ein Peitschenknall zu hören. Wir bewegten uns, angetrieben durch die Freundlichkeit der Peitsche, am Berg entlang. Bisher hatte er keinen Namen erhalten. Vielleicht wird er später den Namen eines Gefallenen bekommen. Hoffentlich nicht meiner.

„Brutzelberg“, dachte ich laut.

„Du siehst zwar ein wenig danach aus, bist es aber nicht.“, bemerkte TFC Devil schelmisch lächelnd neben mir.

Ich lächelte zurück. „Nun ja, die geben sich hier die größte Mühe, das ich wenigstens zu einem Hügel werde.“, antwortete ich zweideutig.

 

VIII

 

Wir kamen gut voran. Auf weitere Überlebende trafen wir nicht. Die Schlucht war noch ein heikler Punkt, aber die Spamer tauchten nicht auf. Was mich überraschte, da sie meistens dann erschienen, wenn man sie am wenigsten gebrauchen konnte.

 

Endlich waren wir am Lager.

 

„Lt. Poi, teilen sie zwei Mann als Wachen ein. Ich möchte nicht unbedingt überrascht werden.“, befahl Cpt. Engel.

Die Angesprochene schickte zwei mit Funkgeräten ausgestattete Private’s in die Schlucht.

„O.K. Mädels, dann macht euch hübsch.“, kam es erleichtert von Cpt. Engel.

Jeder wusste, was sie meinte. Wir wuselten durch die Vorrats- und Waffenlager, nahmen, was uns passend erschien.

„Ich liebe Maschinenpistolen und ein Snipergewehr ist auch nicht ohne. Blue, ich nehme jeweils eins. Packe mir beides mit reichlich Munition als Geschenk ein.“

„Was willst DU mit dem Sniper?“, kam es von Lt. Poi.

Mein Blick fiel auf sie. „Üben! Ich will nuuuuur üben. Glauben sie mir, ich weiß, was ich tue.“, ein breites grinsen schmetterte in ihr Gesicht.

„Lern erst mal richtig zu schießen.“, sie schüttelte dabei ihren Kopf und machte Anstalten, mir meine neue Braut aus den Händen zu nehmen.

„Hey, wenn ich nicht üben kann, werde ich das nie richtig lernen, also lassen sie mir mein Sniperlein und dann werden die Spamer schon sehen, was sie an mir haben.“

„Ich soll dich damit auf die Menschheit loslassen?“, sie zog dabei an der Waffe.

„Wieso Menschheit? Nur auf die Spamer. Die verdienen mich. Seien sie sich dessen Gewiss.“

Ich zog die Waffe wieder an mich heran und drehte mich zur Seite. Sie ließ resignierend die Waffe los und murmelte unverständliches.

 

„Wir können bestimmt nicht hier bleiben. Wo gehen wir hin? Besser gesagt, wo können wir hin?“, Sgt. Reeba’s Worte galten Cpt. Engel.

„Das wir nicht hier bleiben können, ist klar. Wir müssen sogar so schnell wie möglich wieder fort, da die Spamer diesen Standort von unseren Leuten erfahren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie hier auftauchen werden.“ Ihre Stimme wurde lauter. „Packt soviel Ausrüstung und Verpflegung zusammen und dann weg hier. Beeilt euch!!“

 

Sie näherten sich. Ein tosen war zu hören. Luftmassen wurden verdrängt. Heiße Plasmaströme verbrannten den Boden. Drei Transporter setzten zur Landung an. Fast vier Dutzend schwerbewaffnete Soldaten strömten aus der Ladebucht und gingen, nach allen Seiten sichernd, zu Boden. Gleichzeitig wurde ein Kampfpanzer aus dem dritten Transporter ausgeschleust.

Vier Scouts stiegen mit ihren Streamern auf.

 

Colonel Wicked sah die vier Punkte seiner Scouts auf dem Überwachungsschirm der Shahin.

„Nichts ist langweiliger als zuzusehen, wie andere ihren Spaß haben.“, kam es ungehalten aus seinem Munde.

„Sire, Sie haben die Pflicht das Oberkommando zu Vertreten. Da ist es nicht Ratsam, direkt bei Kampfhandlungen teilzunehmen.“

„Sag mir nicht, was meine Pflicht ist, Bürschchen.“, fuhr er Lieutenant Boodee an.

Dieser zog es von nun an vor, still zu bleiben. Sogar stiller als still, denn jedes weitere Wort hätte ihn näher an den Rand der Mündung des Lasers gebracht, den der Colonel bei seiner Zurechtweisung gezogen hatte.

Die Punkte bewegten sich in Richtung eines Bergeinschnittes, an deren Ende ein Lager der ERK’s sein soll.

„Bleiben Sie an Ort und Stelle. Ich werde persönlich die Führung übernehmen.“ Seine Worte galten den Scouts, deren Funkkanal der Colonel geöffnet hatte.

Er übernahm die Flugkontrolle über die Shahin und steuerte in das Kampfgebiet. Er landete bei seinen Truppen.

Der kommandoführende Cpt. Petophilius nahm Haltung an und machte Meldung.

„Gut, gut, Captain. Ich nehme zwanzig ihrer Männer und kläre das da oben. Lieutenant Boodee, gehen sie voran.“, sagte er begeisternd.

Endlich war etwas los. Er wurde gefordert. Kein dämliches Tischgeschwätz mehr. Er war ein Mann der Taten. So wurde er Colonel und so wollte er es auch bleiben. Man sollte ihm nicht nachsagen, er würde sich auf seinem Posten ausruhen und fett werden.

 

Lieutenant Boodee schritt voran, gefolgt von Colonel Wicked und 20 Kommandosoldaten.

Sie waren Profis. Es wurde kein Wort gesprochen. Nach einigen Minuten erreichten sie die abwartenden Scouts.

„Sire! Sie sind im Lager und haben zwei Wachen aufgestellt.“, machte der führende Scout salutierend Meldung.

„Wir übernehmen die Sache. Geben Sie uns, wenn nötig, Feuerunterstützung. Sie werden sich aufteilen. Bewegen Sie sich von Westen und Osten her kommend auf das Lager zu.“

Der Scoutführer salutierte erneut und entfernte sich mit seinen Männern.

„Boodee, nehmen Sie sich drei Mann und schalten sie die Wachen aus.“

 

 

Hannes Stolper zündete sich eine seiner wenigen noch verbliebenen Zigaretten an.

Er blickte von seinem Standort gelangweilt in den Himmel und dachte nach.

- Wenn die Spamer kommen, dann mit Landungsschiffen als Feuerdeckung. Wie sie es auch mit der Kaserne getan haben. Die sind so von sich überzeugt, dass sie mit ihrer Maschinerie alles überrollen wollen.&xnbsp; Hoffentlich kommen wir hier alle weg. Ewig können die Spamer auch nicht bleiben. Unsere Regierung wird eine Entsatzflotte schicken, wenn sie erst mal wissen, was hier los ist. -

Private Stolper drehte sich in Richtung seines Kameraden Gonzales. Dort, wo er eigentlich stehen sollte, war niemand zu sehen. Seine Augen suchten die Umgebung ab und dabei wurden seine Knie weich. Er hob die Hand zur Brust, als er einen Stich verspürte und sah auf seine Hand, wie sie Rot von Blut war. Seinem Blut! Er konnte keinen Alarm geben, denn eine Kugel durchschlug seine Stirn. Als sein Körper am Boden ankam, war er bereits eine tote Hülle.

 

Private Iceman ging schwer bepackt zum Ausgang des Lagers. Stolper und Gonzales mussten sich noch mit der nötigen Ausrüstung eindecken. Als er die Tür öffnete, sah er gerade noch eine behandschuhte Faust auf sich zukommen. Getroffen ging er zu Boden. Sein Rucksack bremste den Fall, aber er sah nur Sterne und konnte sich nicht orientieren. Er spürte, wie ihm jemand fesselte und knebelte.

Ich hatte alles, was ich brauchte. Mehr konnte ich auch nicht tragen. In meinem ungeübten Alter kann man eben nicht allzu viel mit sich herumschleppen, bzw. ich habe schon genug mit mir selbst zu tragen.

 

Ah, ist das eine schöne Maschinenpistole. Ich wusste gar nicht, dass die hier draußen fortschrittlich waren. Von Fabrikneu konnte man nicht sprechen. Die Waffe war bestimmt schon in zwei Kriegen eingesetzt. Kratzer und einige tiefe Scharten überzogen das Teil, aber es lag&xnbsp; trotz allem gut in der Hand. Gemacht für den Krieg, benutzt für den Frieden, wenn man das hier als Frieden bezeichnen kann.

„Das Magazin eingeschoben und durchgeladen, fertig bin ich.“, grinsend stand ich da. Ein tolles Gefühl, dass jäh unterbrochen wurde, als schwarz vermummte Gestalten durch die Tür drängten. Ich hielt die Mündung der Maschinenpistole auf sie gerichtet, war aber unfähig den Abzug zu drücken.

Captain Engel, Leutnant Poi und Sgt. Reeba rissen ihrerseits die Waffen in den Anschlag.

 

Keiner bewegte sich. Nur das Atmen der zum Kampf bereiten Menschen war zu vernehmen. Ich blickte zu den Gestalten. Zwei von ihnen waren nicht vermummt. Laut den Rangabzeichen war der eine ein Colonel.

„Wir sind so wichtig, dass ein hohes Tier persönlich auftritt? Welch eine Ehre, wenngleich sie doch auch zweifelhaft erscheint. Nun stehen wir hier. Was jetzt?“

„Still Brutzel“, kam es von Cpt. Engel. Sie fixierte den Colonel.

„Das ist ja mal wieder typisch. Kaum habe ich mal einen guten Spruch und schon wird mir der Mund verboten.“

„Ich schlage vor, dass Sie sich ergeben. Sie haben mehr zu verlieren als wir, wenn es zu einem Schusswechsel kommt.“, kam es von ihr, mich nun völlig ignorierend.

Der Angesprochene wollte gerade zu einer, nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, überheblichen Antwort ansetzen, als der Boden&xnbsp; anfing zu beben. Wir kämpften um unser Gleichgewicht. Risse bildeten sich in der Höhlendecke und Staub rieselte herab. Die Leuchtkörper fielen aus und doch war es hell, denn durch die Risse strömten gleißende Lichtfluten und gaben der Szenerie ein gespenstisches Aussehen.

Es schwankte so stark, dass ich zu Boden ging.

 

Dann war nichts mehr.

 

 

IX

 

Doch, da war etwas.

 

Meine Augen, begleitet von einem behaglichen Gefühl, öffneten sich. Ich sah eine weite Landschaft. Kleine, grün begraste, Hügel. Einen wunderbaren blauen Himmel mit weißen Zirruswolken, die die Phantasie beflügeln. Ein leichter Wind umspielte mein Gesicht.

„Jetzt fehlen eigentlich noch Pferde in der Ferne.“, murmelte ich.

Ich sah mich weiter um. Kein anderer war zu sehen. Ganz allein lag ich auf einem der kleinen Hügel. Kein Haus, Raumschiff oder anderes zivilisatorisches Machwerk. Nur ich und.... ich stutzte, denn auf einen der Hügel waren Punkte zu sehen, die schnell näher kamen. Ich erhob mich und versuchte zu erkennen, was da kam. Nach einigen Augenblicken erkannte ich es, bzw. sie. Eine Herde von Pferden, angeführt von einem weißen Schimmel, bewegte ich im lockeren Trab auf mich zu.

Moment mal !! Da kann was nicht stimmen. Kaum denke ich, dass noch Pferde fehlen, kommt eine Pferdeherde von einen der Hügel herab? Will mich wer linken ?

 

Ein Schrecken durchfuhr mich, als ich plötzlich TFC Lee Devil’s Gesicht vor mir sah. Keine Hügel, Wolken und Pferde mehr. Mit großen besorgten Augen sah sie mich an und sprach auf mich ein. Nur konnte ich sie nicht verstehen. Ihre Lippen bewegten sich, aber nichts drang zu mir vor.

Ich sah mich um. Die Höhle ist vergrößert worden. Sie war nun riesig. So ziemlich in der Mitte war ein Licht.&xnbsp; Devil war die einzigste auf den Beinen. Alle anderen lagen bewegungslos herum.

„Ich kann im Moment nichts hören, aber egal, denn wir müssen die Gunst der Stunde nutzen und die Spamer entwaffnen.“, sagte ich, mich selbst aber nicht hörend.

Ich raffte mich auf und stand etwas unsicher. Tapsend, nach Gleichgewicht ringend, bewegte ich mich auf die Spamer zu und entwaffnete sie. Handfeuerwaffen, Granaten, Messer, Schlingen, elektronische Spielereien und verschiedenfarbene Kügelchen kamen zusammen. Devil, die mir folgte, nahm die Waffen und bildete, bei den Kisten, einen Haufen.

„Besser ist es, wenn ich alle entwaffne, denn wir können nicht wissen, wer zuerst aufwacht und wem was abnimmt.“ So wurde ein zweiter Haufen mit unseren Waffen gebildet. Devil blieb in der nun großen Höhle und bewachte die Waffen. Derweil durchsuchte ich auch die umliegenden Gänge und sparten keinen Winkel aus. Vor der Höhle fand ich auch die zwei Wachen, Stolper und Gonzales hießen sie. Ich kniff die Lippen zusammen, als ich ihre Waffen, mit bedauernder Mimik, nahm.

 

Wir setzten uns, nach getaner Arbeit, hin und warteten mit schussbereiten Waffen.

Einige Minuten später setzte mein Gehör wieder ein und wir konnten uns, über das Geschehene, unterhalten. Wir kamen ins Reden.

Die Zeit verging und ich dachte so bei mir - Hey, die ist ja so ganz nett. -

 

Mir dauerte das zu lang. Ich setzte mich in Bewegung und blieb bei Blue stehen, kniete mich hin und schüttelte ihn. „Hey wach auf, Wölfchen!!!!“

Er schlug die Augen auf. Zum Glück nur seine und nicht meine. Ja, das war ihm manchmal zuzutrauen, wenngleich ich da eigentlich keine Angst zu haben brauchte, weil ich nicht in sein Opferschema passte... mal wölfisch ausgedrückt.

„Kannst Du mich hören?“

Keine Reaktion, also auch ein Hörproblem.

Er setzte sich auf und schüttelte sein ‚Fell’.

Ich machte ihm, durch Handzeichen, klar, dass sein Gehör in einigen Minuten wieder einsetzen wird. Als es dann einsetzte, konnte ich ihn auf den neuesten Stand der Dinge bringen. Blue sah sich um und schüttelte den Kopf.

„Ach Brutzel, wieso hast du die Spamer nach dem entwaffnen nicht gefesselt?“

Ich tätschelte innerlich meinen Kopf. Wieso habe ich nicht daran gedacht?

„Na ja, ich werde wohl alt. Dann wollen wir mal das nachholen, was mir entgangen ist.“

Vorsichtig fesselten wir die, mit einem Lächeln, herumliegenden Spamer. Ich ließ es mir nicht nehmen, den Colonel eigenhändig zu fesseln und als einzigsten zu knebeln. Nachdem dies erledigt war, machten wir nach und nach die restlichen Mitglieder unseres Teams wach.

Auch sie brauchten Zeit, um ihr Gehör wiederzuerlangen.

Etwas stimmte hier nicht. Ich blickte Devil an. Wieso war Sie als erste wach geworden? Alle anderen, mich mit eingeschlossen, mussten geweckt werden.

 

Wieso Sie nicht?

Wo war Devil eigentlich? Ich sah mich um und entdeckte sie nicht.

Ich stieß Blue an und sagte „Wo ist Devil? Komm, suchen wir sie.“

„Sie wird mal für kleine Teufel sein, denk ich. Ach lass sie doch. Wenn Du sie störst, gibt es vielleicht Ärger.“, grinsend folgte er mir.

 

Bei unserer Suche kamen wir dem Licht näher.

„Dort ist doch etwas“, sprach Blue und zeigte mit der hand auf das Licht.

Ich sah eine Silhouette im Licht.

Langsam näherten wir uns.

 

 

 

 

 

 

 

GLOSSAR:

 

 

De.P.N.

Die abtrünnigen Kolonien haben Verteidigungseinheiten, die ausschließlich defensiv trainiert sind.

De.P.N. = Abkürzung für: De-fensiv P-atrouille of N-atscho

Bei den Erdstreitkräften als “Deppen" bekannt.

 

Flotte:

Eine Raumschiffflotte besteht aus vier Flottillen.

 

Flottille:

Eine Flottille besteht aus 27 Schiffen.

 

Machtblöcke auf der Erde:

U.S.A.T. – United States of American Territories (Dazu gehören Nord- und Südamerika, die Karibik, Australien und Neuseeland)

E.G. - Europäische Gemeinschaft (Sämtliche europäische Länder, u.a. bis zum Ural, Türkei, Israel),

Hier gibt es eine starke Separatistenbewegung in Frankreich. Politische Kräfte versuchen seit einigen Jahrzehnten die Loslösung vom Staatenbund.

A.A.B. – Afrikanisch-Arabischer Block (Ganz Afrika mit Madagaskar und der arabischen Halbinsel, Syrien, Libanon, Jordanien, Irak, Iran, Afghanistan und Pakistan)

R.A.K. – Russisch - Asiatische Konföderation (Russland, China, Indien, Philippinen, Indonesien und sämtliche kleineren Asiatischen Nationen)

Japan ist als einzigstes Land nicht in einer Gemeinschaft integriert. Es arbeitet aber sehr eng mit der U.S.A.T. zusammen. Einige Fachleute sehen darin eine zukünftige Integration in die U.S.A.T. Es bleibt abzuwarten, ob die stolzen Japaner sich dazu bringen lassen, ihre Eigenständigkeit aufzugeben. Des Weiteren gibt es auch enge Kontakte zur E.G. .

Japan hat es geschafft, Antarktika unter seine Kontrolle zu bringen und haben so Zugriff auf dessen Bodenschätze. Dies hatte einen wirtschaftlichen Aufschwung zur Folge, der mit der Erfindung der Dampfmaschine gleichzusetzen ist.

 

 

Sp.A.M.E.R.

Das sind die Angriffseinheiten der abtrünnigen Kolonien.

Sp.A.M.E.R. = Abkürzung für: Sp-ecial A-ttack and M-obile E-lite R-egiments

 

 

Streamer:

Die Streamer sind Fluggeräte für den Einpersonenflug. Entwickelt wurden sie für dezente Erkundungen. Sie sind leise und haben eine leichte Bewaffnung. Diese besteht aus einem leichten Maschinengewehr mit 100 Schuss über der rechten Schuler und einem Minigranatwerfer mit 5 Granaten über der linken Schulter. Zudem hat er zwei Nebelwurfbecher, um dem Gegner die Sicht zu nehmen, falls der Scout sich absetzen muss.